Rußland

aus "Russland- eine Sittengeschichte"


aus Domostroj - Ehebuch von Mönch Sylvester

"Was die Strafe betrifft, die ein Mann seiner Frau auferlegen soll, um sie treu und ergeben zu erhalten, so soll der Ehemann nie nachlassen und sich niemals schwach zeigen. Er sollte seine Frau nicht öffentlich züchtigen, sondern sie beiseite nehmen, das Hemd von ihren Schutern streifen und die Peitsche ohne allzu großen Nachdruck anwenden. Er sollte das als gutgemeinte Lehre betrachen, ohne Ärger und, wenn möglich, mit Freundlichkeit betreiben. Wenn er sie bestraft hat, soll er ihr nichts nachtragen, sondern sie heiter und freundlich behandeln, damit der Streit nicht bis ins Schlafzimmer getragen werden kann, wo er den Beischlaf stören könnte."

Der englische Artzt Collins erzählte, daß man dem Bräutigam bei der Hochzeit eine Peitsche in den Stiefel legte als Zeichen seiner Gattenmacht. Das gleiche wird auch von anderen berichtet: "Manchmal schickte der Bräutigam im Laufe des Abends seiner Braut ein Bündel mit Geschenken, das neben Schmuck, Kosmetika und anderen Dinge auch eine Peitsche enthielt. Nachdem die Braut dieses Geschenk von ihrem zukünftigen Ehemann erhalten hat, übergibt der Brautvater selber am Hochzeitstag seinem Schwiegersohn das Instrument, mit dem er bisher seine Tochter zu züchtigen pflegte.

Nachdem von dem Priester die Ringe gewechselt worden waren, gab der Vater des Bräutigams seinem Sohn eine Peitsche, um ihn an seine Plicht zu erinnern, seine junge Ehefrau zum Gehorsam zu erziehen. Ihr Vater ermahnt ihn auch zur selben Tätigkeit. Nach dem Treueschwur fiel die junge Frau zu Füßen ihres Mannes nieder und schlug ihre Stirn gegen seine Stiefel, um ihre völlige Ergebenheit und Unterwürfigkeit zu bezeugen. Daraufhin bedeckte der junge Ehemann ihren Kopf mit einem Zipfel seines Gewands, um zu zeigen, daß es seine Pflicht war, sie zu schützen und für sie zu sorgen.

Schließlich wurden Braut und Bräutigam zum Schlafzimmer eskortiert. Dort mußte die Braut ihrem Mann die Stiefel ausziehen, eine weitere Zeremonie, die ihre Ergebenheit beweisen sollte. Einer der Stiefel enthielt eine Münze, und wenn sie ihn zuerst auszog, hielt man das für ein gutes Zeichen. Wenn sie aber die versteckte Peitsche fand, war es ein schlechtes Zeichen für sie.

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